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STERNE HOCH (CD)

15,00 

CD „STERNE HOCH“ [2017]
DERMENSCHISTGUTMUSIK 2017
SCHÜLLER | VÖ: 24.05.2017
Digipak, 36-seitiges booklet

Artikelnummer: 2017 Kategorien: , Schlagwort:

Beschreibung

CD „STERNE HOCH“ [2017] DERMENSCHISTGUTMUSIK 2017
SCHÜLLER | VÖ: 24.05.2017
Digipak, 36-seitiges booklet

01. Alle Steine an dein Fenster – [04:40] 02. Wo der Mond mit großem Gesicht – [04:59] 03. Hör nicht auf, halt nicht an – [05:53] 04. Hoffentlich ein Liebesbrief – [04:45] 05. Wiegen, wickeln, Essen feat. Danny Dziuk – [04:39] 06. Vielleicht das Paradies – [05:29] 07. Und das Andere auch – [04:04] 08. Sinn und Unsinn – [05:50] 09. So und so und so – [06:57] 10. Sonntag der Dreizehnte – [04:20] 11. Sterne hoch – [05:17] 12. Trinkspruch vor Mitternacht – [06:15] 13. Rette mich – [05:41] 14. Wölkchen überm Meer – [04:20]

Juni 2017 | Mitteldeutscher Rundfunk
von Heidi Eichenberg

Ralph Schüller: “Sterne Hoch”
Singer/Songwriter? – Nein, aus Leipzig.
Liedermacher? – Nein, nicht betroffen genug.
Chanson? – Jein, auf Deutsch. Wenn jemand in
Mitteldeutschland auf diesen musikalischen
Pfaden auf Entdeckungsreise geht, trifft ihn
früher oder später die Frage: “Kennste das neue
von Ralph Schüller?” Seit Mitte der 90er-Jahre ist
der HGB-studierte Maler und Grafiker als
Schueller & Band ein Begriff für zuversichtliche
Melancholie, wahrhaftige Poesie und irre guten
Groove. Musikalisch weltoffen und doch so
beruhigend geerdet, in den wesentlichen Fragen
nach dem Glück und wie man es oft knapp
verfehlt, liegen manchmal das Geheimnis und
der Schlüssel für neuen Lebensmut. Fünf Sterne
für “Sterne hoch”. (he)

 

Mathias Schulz | NEUES DEUTSCHLAND

Poesie im Sommerkleid

Ein großer Kleinkünstler. Der Leipziger Ralph Schüller bringt mit „Sterne hoch“ ein starkes Album deutscher Liedermacherei.

„Zur Blütezeit der Fastfood-Zivilisation / Der Einheitsmeinung, der Geschmacksautomation /
Der Plastikgefühle und der High-Tech-Lust / Der Wegwerfbeziehung mit dem Einwegfrust /
Zur Zeit der Fertigträume aus der Traumfabrik / Der Mickymaus-Kultur und der Steckdosenmusik.“ Reinhard Meys Lied „Ein Stück Musik von Hand gemacht“ ist über 20 Jahre alt, der Vorliebe großer Stars, aus Konzerten bombastische Ereignisse zu machen, wird ein Bekenntnis entgegengehalten: „Da lob ich mir ein Stück Musik von Hand gemacht / Noch von einem echten Menschen mit dem Kopf erdacht.“ Der begnadete Liedermacher Ralph Schüller, Jahrgang 1968 und heute in Leipzig lebend, kennt die Eventisierung des substanziellen Zauberwesens namens Live-Konzert. Seine Sache ist dies nicht, bei seinen Konzerten liest er zwischendrin eigene kleine Texte oder Gedichte vor. Und plötzlich, sitzend in einem Leipziger Café, will er doch die großen musikalischen Massenpartys kommentieren. Schüller kramt ein kabarettistisches Meisterstück von Jonny Buchardt aus dem Jahr 1973 hervor, stattgefunden hat es auf dem Kölner Karneval. Buchardt animierte damals die Massen mit Verve: „Zicke-Zacke, Zicke-Zacke!“ Die Massen schleuderten ihm rauschhaft „Heu, Heu, Heu“ entgegen. Dann der Bruch, mitten in der Massenektase brüllte Buchardt: „Sieg!“ Was laut aus dem Publikum folgte, fängt mit „H“ an und hört mit „eil“ auf. Erzählte Alltagsgeschichten statt moralisch-ästhetischer Empörung. Das ist sein Konzept, Schüller kommt in Plauderlaune. Der gebürtige Suhler ist gelernter Elektromechaniker, schon zu DDR-Zeiten griff er zur Gitarre, das Dichten als ein notwendiges Mittel, um im Alltag nicht den utopischen Moment zu verlieren. Liedermacherei als Selbstschutz, Kunst als Mittel, um während der Armeezeit, während der ganzen „Militärscheiße“, nicht zu verblöden. Die Inspirationen kamen von Bob Dylan, Pink Floyd, Gerhard Schöne oder Hans-Eckardt Wenzel. Schüller greift zur Menthol-Zigarette und blickt zurück: „Es wird oft nur davon geredet, dass DDR-Künstler ihre Botschaften zwischen den Zeilen verstecken mussten. Dabei ist das das Wesen der Poesie, das wird dann nicht mehr gesagt.“ Heute sind Schüllers Lieder, gerade hat er seine neue Platte „Sterne hoch“ veröffentlicht, kleine Meisterwerke. Die Texte sind raffiniert, assoziativ und doppelbödig, ein mehrfaches Hören führt zu immer neuen Nuancen. Natürlich geht es um die großen Themen: Leben, Lieben, Verzweifeln, Entscheiden, Hoffen, Ankommen, Gehen und Sterben. Nie verstellt aber explizit Eindeutiges den Deutungshorizont, nie werden die Lieder zur egomanen Nabelschau, die sich der Besonderheit eigener Empfindungsfähigkeit rühmt. Oft finden sich gelungene Naturbilder, die dem Menschen ein Warum schenken. So kommt einer zum anderen, so entdeckt man Brüder im Geiste. Kein Geringerer als der Komponist und Songschreiber Danny Dziuk, der beispielsweise für Annett Louisan, Axel Prahl und Stoppok Lieder geschrieben hat, spielt und singt auf Schüllers neuer CD. Man höre den Song „Wiegen, Wickeln, Essen“, schon die ersten Zeilen sind ein Genuss: „Ein Koffer voller Leben, viel zu schwer. / Eine Bahnstation sieht den Zügen hinterher.“ Schüller, seine Band ist mittlerweile zum Sextett gereift, kann sich auf musikalisch große Kleinkünstler verlassen, Multiinstrumentalisten von 31 bis 75 Jahren spielen bei ihm Gitarre, Mandoline, Mundharmonika, Akkordeon, Ukulele, Schlagzeug, Metallophon und Saxophon. Es entsteht ein optimistisches, ein exotisch-globales, ein luftiges Sommerkleid-Klangbild, dass sich durch alle Platten zieht. Irgendwo zwischen Element of Crime und Neil Young, mitten zwischen französischen Chansons und amerikanischen Folk pendelt der dynamisch-entspannte Sound. Rhythmusideen sammelt Schüller, der auch als Maler und Grafiker arbeitet, beim Laufen, beim Radfahren. Oft ist es der Reim, der behilflich ist, einzelne Zeilenideen zum Ganzen zu führen. „Gelingt es mir, dann bekomme ich auch schon mal Gänsehaut und stoße ein buddhistisches Danke in den Nachthimmel“, so Schüller. Im Song „Sinn und Unsinn“ heißt es: „Die Nacht war so klug, / Der Morgen eher beengt. / Wie das Meer immer wieder / Alles Gute verschenkt.“ Kann man das menschliche Pendeln zwischen Idealismus und Erdenschwere poetischer präzisieren? Schüller will keine Botschaften vertonen, stimmige und metaphorische Bilder sind ihm wichtiger, sein Publikum will er über das Gefühl erreichen: „Ich mache ansonsten genügend Dinge, um in der Gesellschaft zu funktionieren.“ So ein Musiker verfeinert unsere Sinne, ein gutes Stück Musik von Hand gemacht eben. Schüller schenkt auch live erbauliche Fülle. Und das ist das Gegenteil von Sinnesbetäubung.

 

Ralph Schüller spielt am 21. Juni um 18 Uhr im Elisabeth-Gymnasium Halle